Abstrakte Neographie

14. Juli - 30. September 2017

Internationaler Club im Auswärtigen Amt e.V., Berlin

Vernissage mit Sommerfest für geladene Gäste am 13. Juli 2017

 

 

Foto: Kristian Barthen

Fotos: Kristian Barthen

Abstraktion ist ein ständiger Prozess. Sie verkörpert die Auffassung, dass die Welt wandelbar ist. Neues entsteht und weckt  gleichzeitig Möglichkeiten, es uns auf bereichernde Art zugänglich zu machen. Ein Werkzeug wie die Schriftsprache kann dabei eine zentrale Rolle spielen. Aatifi ist ein afghanisch-deutscher Künstler, dessen Karriere in Kabul, Dresden und Bielefeld sich auf der frühen Ausbildung zum Meisterkalligrafen und dem Studium der Malerei begründet. In seiner Kunst isoliert er kalligrafische Zeichen aus ihrem Umfeld und zerlegt sie anschließend in ästhetische Grundelemente. Die Loslösung der Gestalt des Wortes von der inhaltlichen
Bedeutung ermöglicht ihm, sie kompositorisch zu nutzen. Dabei erzeugen die Fragmente auf der Leinwand durch ihre unterschiedliche Farbigkeit und Materialien einen komplexen Raum.
Die Interpretationsmöglichkeit seiner Muttersprache wird somit gelöscht, was dem außenstehenden Betrachter erlaubt, einen eigenständigen Zugang in das Dargestellte zu finden. Dieses Fehlen lexikalischer Bezüge, trotz des Ausgangs in der klassischen Kalligrafie, ist das Besondere seiner abstrakt-skripturalen Kunst. Aatifi stellt den ständigen Widerstreit der Semiotik und Semantik in
Schriftsprachen auf ein Podest, um für die Verformung und das Spiel mit ihnen zu plädieren.

Raiko Oldenettel, Kunsthistoriker (Auszug aus dem Flyer)

Fotos: Kristian Barthen